Das Thoth-System

Das Thoth Tarot gilt als eines der tiefgründigsten und vielschichtigsten Tarot-Decks der Welt. Es verbindet westliche Geheimlehren, ägyptische Götterwelt, Kabbala, Sternenkunde und Alchemie zu einem einzigartigen Zeichensystem.

Anders als herkömmliche Tarot-Decks wurden einige Karten umbenannt: Stärke wurde zu Lust, Gerechtigkeit zu Ausgleichung, Das Gericht zu Das Äon, und Die Welt zu Das Universum. Auch die Hofkarten tragen neue Namen: Prinzessin statt Bube, Prinz statt Ritter.

Jede Karte ist mit Sternzeichen, hebräischen Buchstaben und Pfaden des kabbalistischen Lebensbaums verknüpft. Diese mehrschichtige Symbolik macht das Thoth Tarot zu einem mächtigen Werkzeug für Versenkung, Selbsterkenntnis und geistige Übung.

Der Schöpfer: Aleister Crowley

Aleister Crowley (1875-1947) war einer der einflussreichsten und umstrittensten Okkultisten des 20. Jahrhunderts. Als Edward Alexander Crowley in eine wohlhabende englische Familie geboren, wandte er sich früh gegen seine streng religiöse Erziehung.

Er war Mitglied des Hermetic Order of the Golden Dawn, gründete später den A∴A∴ (Argenteum Astrum) und leitete den Ordo Templi Orientis (O.T.O.). Seine Lehre "Tu was du willst, sei das ganze Gesetz" wurde zum Leitsatz seiner Weltanschauung Thelema.

Die britische Presse nannte ihn "den bösesten Mann der Welt" - ein Titel, den Crowley mit Vergnügen annahm. Doch hinter der anstößigen Außenwirkung verbarg sich ein scharfsinniger Denker, Dichter und Mystiker, der sein gesamtes Leben der Erforschung des menschlichen Bewusstseins widmete.

Das Thoth Tarot entstand zwischen 1938 und 1943 in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Lady Frieda Harris. Crowley schrieb dazu sein Hauptwerk "Das Buch Thoth", das die geheimen Grundlagen jeder Karte erklärt. Das Deck wurde erst 1969 - über 20 Jahre nach seinem Tod - herausgegeben.

Lady Frieda Harris - Die Künstlerin

Frieda Harris (1877-1962) war eine britische Künstlerin und Gattin eines Parlamentsabgeordneten. Als sie Crowley 1937 kennenlernte, war sie bereits 60 Jahre alt und hatte wenig Berührung mit Okkultismus.

Ursprünglich sollte das Vorhaben sechs Monate dauern - es wurden fünf Jahre. Harris malte viele Karten mehrfach, um Crowleys genaue Vorstellungen umzusetzen. Sie studierte projektive synthetische Geometrie, um die verwickelten geometrischen Muster der Karten zu erschaffen.

Ihre Kunst verbindet Art-Déco-Schönheit mit mystischer Zeichensprache und erschuf damit einen völlig neuen Bildstil für das Tarot.